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Artikel 2/ 21.07.21

Das berühmte „lange Gesicht“ (Teil 2)

Wie im vorangehenden Blogartikel beschrieben, ist neben Verachtung eine andere wichtige Emotion, die Jugendliche in der Pubertät umtreibt, der Ekel.

Ekel sorgt, genau wie Verachtung, für Abstand! Für viel Abstand… und zwar von Dingen, die uns auf physiologischer Ebene verunreinigen können (wir treten z.B. in Hundekot oder finden im Kühlschrank verdorbene Lebensmittel).
Aber auch vor Faktoren, die uns auf psychischer Ebene verunreinigen können, ekeln wir uns! Dabei handelt es sich insbesondere um Menschen.

Menschen, denkst Du? Uns verunreinigen? Ja, wir können uns durch Menschen verunreinigt fühlen. Einmal durch unmoralisches Verhalten (wenn wir z.B. einen Polizisten eine Straftat begehen sehen), aber auch durch unerwünschte Annäherung. Damit sind einmal Personen gemeint, die unsere persönlichen Grenzen überschreiten, indem sie uns im sexuellen Sinn auf die Pelle rücken, aber auch solche, die uns auf andersartige Weise lästig werden. Einfach, weil sie unsere Energie rauben (unsere Zeit, unser Geld, unseren Schokopudding). Achte mal darauf, wie Du intuitiv die Nase rümpfst, wenn einer „zu viel“ von Dir will (das ist nämlich kulturübergreifend das mimische Zeichen für Ekel).

Der Grund dafür liegt wiederum in unserer Biologie begründet: Unsere Kinder werden geschlechtsreif und somit zu potenziellen Geschlechtspartnern – auch für die Eltern. Damit kein Inzest geschieht und sich der nun paarungswillige Sprössling außerhalb der eigenen „Heerde“ orientiert, verspürt er Ekel gegenüber den eigenen Eltern (die Eltern verspüren übrigens auch oft Ekel. Ich sag nur: „Deo!“).

Alles in allem sorgt Ekel und Verachtung für eine gesunde „Ich – Grenze“. Das psycho-physiologisches Immunsystem!
Unsere Kinder gewinnen dadurch die Kompetenz, sich sowohl Schmutz, als auch lästige Menschen vom Leib zu halten, … und sind wir ehrlich, dann und wann gehören auch wir Eltern dazu – die es „ja nur gut meinen“.

Artikel 1/ 07.07.21

Das berühmte „lange Gesicht“ (Teil 1)

Ehrlich gesagt habe ich das lange Gesicht früher vor dem Spiegel geübt… Es war mir irgendwie klar, dass ich diesen Gesichtsausdruck unbedingt draufhaben muss. Der musste irgendwie wichtig sein.

Und das ist er auch. Es ist nämlich…Trommelwirbel: Verachtung!

In der Pubertät beginnt die Identitätsbildung bzw. -suche. Und was macht es uns am einfachsten Dinge zu erkennen/ zu finden, wenn wir sie suchen?? Genau: Das Gegenteil! Schwarz erkennen wir am besten auf Weiß und Klein neben Groß.
Also erkennen wir auch am besten, wer wir selbst sein wollen, wenn wir Abstand zu unserem Ursprung gewinnen – dem Stoff, aus dem wir selber sind: Den Eltern. Ihren Ansichten, ihren Werten, ihren Anziehsachen (die sind nämlich total 2000er).

Die Emotion, die uns biologisch betrachtet dabei hilft diesen Abstand einzunehmen, ist Verachtung. Eine „offensive“ Emotionen, die eine starke „Von-weg“ Motivation in uns auslöst.

Da jede Emotion ein für uns wichtiges Bedürfnis erfüllt, gilt das auch für Verachtung. Das Bedürfnis, das Verachtung für uns erfüllen will ist: Selbstbewusstsein. Indem wir einen sozialen Abwärtsvergleich vornehmen, also uns über den Anderen stellen, wächst unsere Zufriedenheit mit uns selbst.

Verachtung haftet ein schlechtes Image an. Allerdings hat sie eine überaus wichtige Funktion. Sie unterstützt uns dabei, uns nicht jede Kritik zu Herzen nehmen. Und die der Eltern nehmen wir uns oft sehr zu Herzen, nicht wahr? Ohne Verachtung würde es uns weitaus schwerer fallen, eigenen Ansichten, Werte und Stile zu entwickeln. Obwohl sie aus Sicht der Eltern leichtsinnig oder gar „dumm“ erscheinen.
Global gesehen ist dieser „jugendliche Leichtsinn“ nämlich eine Triebfeder für die menschliche Entwicklung und ihren Fortschritt.

Ein kleiner Impuls, um die Pubertät ein bisschen besser zu verstehen 🙂

Euer Team Kico-Jugendcoaching